Zeichen des Wechsels: Statt betulicher Dienstvilla, Politik aus dem gläsernen Hochhaus

Bald hat der alte Amtssitz ausgedient

DÜSSELDORF. Von der Düsseldorfer Rheinkniebrücke aus betrachtet
(wo jetzt der bunte „Apollo“-Hinweis leuchtet), wirkt das „Haus
des Ministerpräsidenten“ geradezu beschaulich. Johannes Rau,
der dort fast 20 Jahre als Ministerpräsident gewirkt hat, pflegte
es mit mildem Spott als „Pförtnerloge von Mannesmann“ zu
bezeichnen. Tatsächlich ist das verwinkelte Amtsgebäude bescheiden
dimensioniert im Vergleich zu dem dahinter liegenden Mannesmann-Komplex
mit dem markanten Hochhaus am Rhein. Auch in der sich unmittelbar anschließenden
Staatskanzlei ist der Platz knapp.

Von einem Umzug, den der neue Ministerpräsident, Wolfang Clement,
in wenigen Monaten realisieren will, war schon lange die Rede. Bereits
1986 schien es soweit zu sein: Die Landesregierung beschloß, ins
freiwerdende Ständehaus am Kaiserteich überzuwechseln. Dort
war fast 40 Jahre lang der Landtag „zu Hause“. Da das Parlament
einen neuen Prachtbau am Rhein erhielt, wurde das altehrwürdige Ständehaus
frei. Doch Rau persönlich hob die Stop-Kelle. 60 Millionen Mark für
Umbau und Instandsetzung schien ihm angesichts angespannter Landesfinanzen
nicht vertretbar, mochten Düsseldorfs Stadtväter noch so sehr
ihr „städtebauliches Kleinod“ preisen.

Erschienen in: Rheinische Post – An Rhein und Ruhr – 29. Mai 1998
Von: Detlev Hüwel