Stadttor – Kühle Büros trotz tropischer Hitze

Rheinische Post vom 26. 07. 2006 – Erdwärme ist ökologisch und hilft sparen

(RPO) Düsseldorf (dto). Während alle Welt draußen bei tropischen Temperaturen schwitzt, geht es den Angestellten im Stadttor bei Bürotemperaturen von höchstens 26 Grad recht gut. Für das angenehme Arbeitsklima sorgt das Grundwasser unter dem Gebäude, das nach oben gepumpt wird. Kälteschleifen aus Kupfer hängen in den abgehängten Decken aller 20 Etagen und sorgen für frische Luft. Das Stadttor ist eines der größten Gebäude der Region, das so mit geothermischer Energie gekühlt wird. Ein Verfahren, das nach Angaben von Umweltsamtsleiter Werner Görtz auch eine „große Chance für den Umweltschutz“ ist.

Schon in zehn bis 15 Metern Tiefe kühlt sich das Erdreich deutlich ab und überträgt seine Temperatur mit monatelanger zeitlicher Verzögerung auf das Grundwasser. „Im Winter hat das Grundwasser eine Temperatur von etwa 13 Grad, im Sommer ist es etwa elf Grad kühl“, erklärt Umweltsamtleiter Goertz. Das Grundwasser wird dann auf eine Vorlauftemperatur von rund 17 Grad gebracht und in den Kühlkreislauf des Stadttors gepumpt. Erdwärme wird im Stadttor übrigens nur zum Kühlen genutzt. Geheizt wird mit Fernwärme.

Wie viel Grundwasser zur Gebäudekühlung hochgepumpt wird, richtet sich nach der Außentemperatur. Übers Jahr verteilt sind es etwa 600.000 Kubikmeter. Durch die aktuelle Hitzewelle läuft das System am Limit. „Jede Stunde holen wird 300 Kubikmeter Grundwasser aus der Erde. Das entspricht der Füllung von 20 Tanklastzügen“, sagt Stephan Maraun, zuständig für die Aufbereitung des Grundwassers. Denn bevor das Wasser in den Kühlkreislauf eingespeist werden kann, muss es mit Kohlefiltern gereinigt werden. Grund sind Jahrzehnte alte Verunreinigungen, die die metallverarbeitende Industrie hinterlassen hat.

Seit fast 40 Jahren macht sich Düsseldorf die Geothermie zu Nutzen. Prominente Beispiele sind neben dem Stadttor das Interconti-Hotel an der Kö und das Haus vor dem Wind am Hafen. Das Rheinland ist aus mehreren Gründen besonders gut geeignet für die Nutzung der Erdwärme. Das Grundwasser befindet sich in höchstens acht Meter Tiefe, manchmal stößt man schon vier Meter unter der Erdoberfläche darauf. Es ist im Schnitt fünf Grad wärmer als beispielsweise in Bayern, lässt sich also schneller auf eine geeignete Vorlauftemperatur für den Heiz- oder Kühlkreislauf bringen.

Bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs lässt sich nach Angaben des Umweltamtes durch die Nutzung der Erdwärme einsparen. Auch unter ökologischer Hinsicht bietet die Erdwärme Vorteile. „Jedes Jahr verringert sich der Kohlendioxid-Ausstoß um 1,5 Tonnen“, sagt Umweltsamtleiter Goertz. Kein Wunder, dass die Nachfrage vor allem im Wohnbereich zugenommen hat. So soll in der geplanten Wohnanlage „An der Piwipp“ geothermische Energie konsequent zum Heizen genutzt werden.

Wer sein Einfamilienhaus mit Erdwärme heizen will, nutzt so genannte Erdsonden (Kostenpunkt: 10.000 bis 15.000 Euro) anstelle von Wärmepumpen. Sie werden 30 bis 60 Meter in das Erdreich gebohrt und funktionieren wie ein Wärmetauscher. „Als besonders rentabel erweist sich die Erdwärme, wenn große Heizungskörper wie Fußbodenheizungen zum Einsatz kommen“, erklärt Inge Bantz vom Umweltamt.

MAIKE SCHULTE – Rheinische Post